Schnee im 34. Stock

26. September 2019

Manch einer mag denken, wer auf der Straße lebt hat es in seinem Leben zuvor zu Nichts gebracht! Doch Martin hat, bevor er auf der Straße leben musste, sogar als Broker gearbeitet! Und zwar im 32. Stock, weit über den Dächern Frankfurts! Konkret heißt das für ihn, im Alter von 24 Jahren zusammen mit zwanzig anderen jungen Männern in ähnlichem Alter Tag für Tag Alles zu geben und unter hohem Druck zu verkaufen, was das Zeug hält!

Je mehr man verkauft, desto besser fallen die Kundschaft und die Aktien aus, die bearbeitet werden. Und gleichzeitig steigt die Provision:

Wer lange dabei ist verdient viel: Zwischen 5.000€ und 40.000€ im Monat!

Martin verdient als Anfänger für sein Alter nicht schlecht, lernt eine ganz neue Welt kennen, abseits der Eltern, mit einem netten Budget für jeden weiteren Monat!

Also? Was macht ein 24jähriger mit 5.000€ im Monat?

Anzüge und Mäntel mit Pelzkragen in Edelboutiquen kaufen, gute und teure Weine bestellen, die gibt es beispielsweise direkt im 2. Stock des Bürogebäudes, oder eben feiern gehen mit den Kollegen. Letzteres gefällt ihm nicht besonders, als eher zurückhaltender Mensch speist er lieber für sich im Operncafé der Alten Oper und besucht Empfänge und Vernissagen in Museen.

Einige der Kollegen hingegen wissen ihre Zeit auch anders zu nutzen, feiern gehen in Frankfurts Clubs, die Trinkfestigkeit unter Beweis stellen, Prostituierte besuchen, das Übliche eben.

Den Kater des Folgetages wird man dann am besten mit ein wenig Schnee wieder los, aber am Arbeitsplatz ist das Tabu (Ausnahmen bestätigen die Regel), dort ist nur Alkohol gestattet, also runter in die Lobby zu den Toiletten für Besucher. Zum Koksen reichts.

Martin selbst hat es natürlich auch mal probiert, das Koksen, aber Geld dafür ausgegeben hat er nie. Auch später auf der Straße nicht!

Wer als Broker anfängt, dem wird geraten diesen Job maximal 10 Jahre zu machen. Der hohe Druck, die Verkäufe einfahren zu müssen ohne Kunden zu verlieren ist gewaltig und zwingt viele in die Knie, oder in die Arme von Drogen wie Alkohol, Kokain oder Tabletten.

Bei Martin war das nicht so. Nachdem das erste Brokerhaus, für das Martin gearbeitet hat, von der BaFin geschlossen wurde, blieb er weiter im Sattel und verkaufte in einem zweiten und dritten ähnlichen Unternehmen Firmenanteile an Kunden.

Die Drogen haben ihn also nicht auf die Straße getrieben.

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